Anleitung für freie Online-Seekarten
Spätestens wenn ihr einmal einen Bootsführerschein gemacht habt, seid ihr mit einer Seekarte auf althergebrachtem Papiergrund konfrontiert worden. Die Haptik ist zwar schon etwas Einmaliges, aber die Handhabung kann auch schon mal etwas umständlicher werden. Spätestens wenn ihr bei der Urlaubsplanung mehrere potentielle Angelreviere miteinander vergleichen wollt, wäre euer erspartes Urlaubsbudget durch Kauf mehrerer Seekarten schnell aufgebraucht. Statt im attraktiven Revier zu angeln, aber nur in einem Zelt nächtigen zu müssen, ist es ratsamer eine Alternative zum althergebrachten Budgetfresser zu finden.
Eine naheliegende und kostengünstige Lösung bilden die gängigen kostenfreien Online-Seekarten. Die beliebtesten, und in diesem Artikel vorgestellten, Formate findet ihr auf den Seiten:
des Norwegischen Küstenministeriums: http://www.kystverket.no
des schwedischen Telekommunikationsunternehmens eniro AB: http://kartor.eniro.se/
Die funktionsreiche und sehr detaillierte Online-Seekarte von Kystverket (Küstenkarte) ist leider nicht auf Deutch verfügbar. Auch die englische Spracheinstellung (ganz oben rechts auswählbar) kann nur mit rudimentärer Übersetzung aufwarten. Daher werden wir uns mit dem norwegischen Original anfreunden – ist ja auch von Vorteil: ihr lernt gleich ein paar norwegische Wörter mit. Schon wenige norwegische Worte reichen oft aus, um beim einheimischen Vermieter viele Türen zu öffnen und der Motor ist auch schon mal ein paar Tage früher repariert…
In der Grundansicht zoomt ihr zunächst soweit in euer Zielgebiet rein, bis ihr euren realistischen Aktionsradius auf dem Bildschirm habt. Anschließend klappt ihr links den Menüeintrag Grunnkart (Basiskarte)auf und wählt den Unterpunkt Sjøkart (Seekarte) aus (s. Abbildung 1). Jetzt bitte keinen Schreck bekommen, denn genauso wie es den Anschein hat, sind hier Seekarten digital hinterlegt, die wir von den sperrigen A1-Ausdrucken kennen. Auf der Seekarte sind jetzt Tiefenlinien, Grunnen (Untiefen), Bukta (Buchten) und weitere nautische Informationen abgebildet. Wenn ihr auf der Suche nach Grunnen seid, erkennt ihr an dem Bojen-Symbol, ob die Stelle vor Ort optisch markiert ist.
Habt ihr nun ein vielversprechendes Gebiet ausgemacht, könnt ihr mithilfe des Symbols (in der direkt über der Karte angelegten Menüleiste den 6. Befehl von rechts auswählen) die GPS-Koordinaten entnehmen. Mit einem GPS-fähigen Kartenplotter, z.B. mit dem Raymarine Dragonfly, könnt ihr kinderleicht den Hotspot anfahren und ihn, wenn ihr dort Erfolg hattet, mit einem Knopfdruck einspeichern. Da ihr euch bei echolot-captain.de solch ein hochpreisiges Highend Echolot im Verleih sehr günstig mieten könnt, müsst ihr nicht auf die enormen Vorteile verzichten und zahlt keinen Anschaffungspreis, mehr dazu unter: Echolot Kombigerät mit GPS-Kartenplotter: der perfekte Norwegenbegleiter. Durch gute Vorbereitung und den integrierten Seekarten von Raymarine, verliert die Notwendigkeit hochpreisiger Seekarten des Monopolisten Navionics somit stark an Bedeutung.
Man neigt oft dazu zu denken, dass man aufgrund seiner Erfahrung und Vernunft immer sicher unterwegs ist und etwaige Seeunfälle nur den anderen passieren können. Dies ist jedoch eine äußerst trügerische Annahme. Daher liegt uns sehr am Herzen, euch die mitunter lebenswichtige Funktion der Kystverket nahezulegen. Wenn ihr in der Funktionsleiste auf das rote Kreuz klickt (links neben dem GPS-Zeichen), könnt ihr die Notrufdaten des jeweiligen Seegebiets aufrufen. Diese solltet ihr unbedingt in der Tourvorbereitung für euer Gebiet notieren und im Urlaub mitführen.
Auf eniro kommen die Seekarten in einem etwas moderneren Gewand daher. Hier kann zwischen Seekarten, Flugbildern oder einer kombinierten Darstellung gewählt werden. Um zur Seekarte zu gelangen, verfahrt ihr zunächst wie bei Kystverket und wählt Sjökort (Schwedisch für Seekarte) wie in Abbildung 2. Während bei Kystverket die einzelnen Seekarten digitalisiert und zusammenkopiert wurden, verfügt eniro über eine einzige Gesamt-Seekarte ohne Umbrüche und Informationslücken. Dies hat gleich mehrere gravierende Vorteile. Hier kommt ihr in den Genuss nahtloser Übergänge, was besonders angenehm ist, wenn ihr größere Seegebiete „grobscreent“. Aufgrund des einheitlichen Designs baut sich die Seite schneller auf und ihr könnt zügig rein- und rauszoomen. Der größte Vorteil ist unserer Meinung nach, die viel bessere Lesbarkeit der Seekarte. Während auf Kystverket die typisch blassen konventionellen Seekarten eingearbeitet sind, gibt es bei dem digitalen Pendant auf eniro einen viel klareren Kontrast. Dadurch sind z.B. Tiefenlinien und mutmaßliche Hotspots bereits auf geringeren Zoomstufen gut erkennbar. Der Preis für die praktischere Handhabung ist der - je nach gewähltem Ausschnitt - etwas geringere Detaillierungsgrad.
Unten rechts findet ihr noch eine kleine Symbolleiste mit 6 Buttons zum Auswählen. Mit dem 4. Button von links (erinnert optisch an ein Fadenkreuz) könnt ihr für eine Position auf der Karte die GPS-Koordinaten anzeigen lassen. Das praktische daran ist vor allem, dass die Koordinaten in verschiedenen Formaten angezeigt werden, wobei oft nur das oben stehende WGS84 für die meisten GPS-Kartenplotter wie dem Raymarine Dragonfly von echolot-captain relevant ist. Das Fadenkreuz unter dem „Koordinatenkasten“ könnt ihr nun nach Belieben auf der Karte hin- und herverschieben und euch somit zeitgleich die jeweiligen GPS-Koordinaten anzeigen lassen.
Der 5. Button Sträktra (Strecke) von links hat die Funktion eines Lineals und dient zur Streckenbestimmung. Der Clou hieran ist, dass ihr mit wiederholtem Klick auch über eine selbst definierte Ecke gehen könnt und euch sowohl die Teil- als auch die Gesamtwegstrecke in km angezeigt wird. Das früher sehr müßige Zusammenrechnen von Fahrtstrecken durch „kurvenreiches“ Seegelände wird damit überflüssig. Mit dem dritten Unterpunkt des 5. Buttons Yta (Fläche) könnt ihr Flächen berechnen, was für den Vergleich verschiedener Reviere nützlich sein kann.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass der erfahrene Seebär mit der Kystverket Web-Anwendung wohl besser bedient ist, weil sie eine deutlich größere Detailtiefe und Funktionsbreite besitzt. Dies gilt umso mehr für das Zusammenspiel elektronischer Profi-Navigationssoftware. Für den Gelegenheitsanwender und für die quick-and-dirty-Analyse eignet sich eniro nach unserer Einschätzung deutlich besser. Die Benutzeroberfläche ist intuitiver und die graphische Ausgabe besser anwendbar. Habt ihr euch für ein Angelgebiet entschieden und geht in die Tiefenanalyse, empfehlen wir euch, von beiden Anwendungen Gebrauch zu machen. Vor allem bei Kystverket könnt ihr mit ein bisschen Herumspielen noch interessante Funktionen entdecken.
Wie ihr Seekarten effizient lest und den maximalen Informationsgehalt daraus zieht, erfahrt ihr am besten im Artikel: Seekarten richtig lesen.